Pacific Crest Trail


Von der US-mexikanischen Grenze im Süden Kaliforniens bis zur kanadischen Grenze im Norden Washingtons schlängelt sich der Pacific Crest Trail (PCT) etwa 4270 Kilometer durch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington an der Westküste der USA. Zusammen mit dem Appalachian Trail an der Ostküste und dem Continental Divide Trail, welcher mitten durch die flyover States ebenfalls von Mexiko nach Kanada führt, ist er einer der drei großen und bedeutenden Weitwanderwege der USA. Jedes Jahr im Frühling machen sich etwa 5000 Wanderer auf den weiten Weg um den PCT von Mexiko nach Kanada (Nobo, northbound) zu durchwandern. Im Schnitt benötigen sie dafür 5 Monate. Zunächst durchwandert man die trockenen Halbwüsten Südkaliforniens, bevor es in die schneebedeckte Sierra Nevada geht, wo der Forester-Pass mit 4000 Metern Höhe der höchste Punkt des PCT und zugleich ein Höhepunkt der Wanderung ist. In Nordkalifornien führt der Weg scheinbar endlos über bewaldete Berghänge. Schließlich verlässt man die Sierra und durchquert danach die Gebirgskette der Kaskaden, welche sich bis nach Kanada erstreckt. Kalifornien ist ein harter Brocken, denn Oregon erreicht man erst nach ungefähr zwei Dritteln der Gesamtstrecke. Oregon lockt mit dem großen Kratersee und faszinierenden Vulkanlandschaften. Bei Cascade Locks überquert man die Grenze zu Washington über den Columbia River. Die letzten 800 Kilometer nach Kanada führt der Weg durch die landschaftlich reizvolle Gebirgslandschaft Washingtons. Etwa 2000 Wanderer beginnen jährlich ihre Wanderung an der kanadischen Grenze in südliche Richtung (Sobo, southbound) und durchwandern diese Landschaften in umgekehrter Reihenfolge nach Mexiko.

Für mehrere Monate wählt der Weitwanderer den Trail in der freien Natur als seine neue Heimat. Geschlafen wird dort, wo man am Abend einen passenden Zeltplatz findet. Wasser trinkt man aus Bächen und Seen, der Schlaf-Wach-Rythmus orientiert sich am Sonnenstand. Nahrung muss neben der restlichen Ausrüstung für bis zu 8 Tage mitgeschleppt werden, das Leben wird auf das Notwendige reduziert. Die Eigenheiten dieser neuen Lebensweise führen zur Ausprägung eigener gesellschaftlicher Normen und Rituale unter Weitwanderern. Männer tragen großteils lange Bärte, Kleidung ist generell recht schmutzig, das Sein wird wichtiger als der Schein. Man wandert alleine oder schließt sich einer Gruppe Wanderer an, man wird Teil einer „trail family“. Ausdruck dieser neuen Lebensweise ist die Annahme neuer Namen, sogenannter „Trail Names“ welche sich meist aus charakteristischen Erlebnissen der Namensträger herleiten, „Lost and Found“, „Free Refill“, „Jackpot" und „Quaking Leaf" sind Beispiele dafür. Bewährte Normen der Zivilisation werden ergänzt und erweitert, der Gedanke zur Schonung der Natur findet in der „Leave no traces“-Regel („Hinterlasse keine Spuren“) Ausdruck. Was man in die Natur mitnimmt wird auch wieder hinaus getragen, Fußabdrücke sollen die einzigen Spuren eines Weitwanderers sein. Die ironische Eigenbezeichnung „Hiker Trash“ ist Ausdruck dieser selbstgewählten Lebensweise.

2023 bin ich den PCT von der Grenze zu Mexiko im Süden Kaliforniens bis nach Kanada gewandert. Ein Winter mit einem 40-Jahre-Schneerekord in der Sierra Nevada führte dazu, dass eine PCT-Wanderung 2023 nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv ein ganz besonderes Erlebnis war. Diese Fotoserie zeigt exemplarisch Eindrücke von meiner Weitwanderung des PCT im Jahr 2023.


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